Messen in der Chemie
11. Vorlesung
Lichtdetektoren erfahren bei Belichtung eine Änderung ihres elektrischen Zustands (während sich bei der photographischen Platte der chemische Zustand ändert). Es kann sich der elektrische Widerstand ändern (Photowiderstand), es kann ein elektrischer Strom fließen (Photokathode, Photodiode), es kann elektrische Ladung akkumuliert werden (CCD-Feld).
Ein Fotowiderstand ist ein Halbleiter, dessen Widerstandswert lichtabhängig ist. Bei Dunkelheit hat er einen anderen Widerstand als im Hellen. Je heller es ist, desto geringer ist sein Widerstand. Er wird auch LDR (Light Dependent Resistor) genannt.
Alle Halbleitermaterialien sind lichtempfindlich und würden sich deshalb gut für einen Fotowiderstand eignen. Da dieser Effekt nicht in jedem Halbleiter gleich stark in Erscheinung tritt, gibt es spezielle Halbleitermischungen, bei denen dieser Effekt besonders stark auftritt.
Neben Cadmiumsulfid (CdS) gibt es für Fotowiderstände auch Bleisulfid (PbS), Bleiselenid (PbSe), Indiumarsenid (InAs), Germanium (Ge) oder Silizium (Si). Diese Halbleitermischungen haben einen besonders starken inneren fotoelektrischen Effekt. Je nach elektrischen Eigenschaften und Hersteller gibt es noch viele weitere Halbleitermischungen.
... und so sieht ein typischer LDR aus:
Ein LDR besteht aus zwei Kupferkämmen, die auf einer isolierten Unterlage aufgebracht sind. Dazwischen liegt das Halbleitermaterial in Form eines gewundenen Bandes. Fällt das Licht (Photonen) auf das lichtempfindliche Halbleitermaterial, dann werden die Elektronen aus ihren Kristallen herausgelöst (Paarbildung). [Hinweis: streng genommen aus Störstellen im Kristall, R.F.] Der LDR wird leitfähiger, das heißt, sein Widerstandswert wird kleiner. Je mehr Licht auf das Bauteil fällt, desto kleiner wird der Widerstand und desto größer wird der elektrische Strom. Dieser Vorgang ist allerdings verhältnismäßig träge. Die Verzögerung dauert mehrere Millisekunden, während eine Photodiode (siehe weiter unten) eine Anstiegszeit im Nanosekundenbereich hat, so dass man damit Nanosekunden-Lichtpulse messen kann.
Der Fotowiderstand befindet sich in Gleich- und Wechselstromkreisen im Einsatz. Wenn die Trägheit keine Rolle spielt, dann wird ein Fotowiderstand als Beleuchtungsstärkemesser, Flammenwächter, Dämmerungsschalter (als solchen haben wir ihn bereits kennengelernt, vgl. Abb. 17 der 6. Vorlesung) und als Sensor in Lichtschranken verwendet.
Die Abb. 11-0a zeigt eine Schaltung mit einem Transistor, in der eine Leuchtdiode leuchtet, wenn der LDR belichtet wird. Die Schaltung kennen wir bereits aus der 6. Vorlesung.
In der Spektroskopie wird er meines Wissens nicht benutzt.
Aufbau:
Photokathode
Die Grundlage bildet der äußere photoelektrischer Effekt. Die Photonenenergie wird von dem Material absorbiert, und es werden Elektronen in Freiheit gesetzt. Sie verlassen den Festkörper. (Beim LDR bleiben sie drin, das ist der innere Photoeffekt. Diese freigesetzten Elektronen werden auch als Photoelektronen bezeichnet. Photoelektronen sind Elektronen, die von Materie (meistens Festkörper) abgegeben werden, wenn ein Photon genügend hoher Energie absorbier wird. Für die kinetische Energie der Photoelektronen nach dem Verlassen der Photokathode gilt die berühmte Gleichung: \begin{equation} \label {eqPhotoeffekt} E_{kin} = h\nu - W_A. \end{equation} \(W_A\): Austrittsarbeit für Elektronen aus dem Material der Photokathode
\(E_{kin}\): Kinetische Energie der ausgetretenen Photoelektronen
\(h\nu\): Energie der Lichtquanten (Photonen).
Die Beschaltung ist in der Abbildung 11-1 gezeigt.
Für die Photokathode werden Materialien verwendet, die eine möglichst niedrige Austrittsarbeit \(W_A\) haben. Ein typisches Material ist beispielsweise Galliumarsenid (GaAs). Ausbeuten (sogenannte Quantenausbeuten) zeigt die Abb. 11-2. Die Quantenausbeute ( = Zahl der Photoelektronen je absorbiertem Photon) ist im dargestellten Wellenlängenbereich kleiner als Eins. Für GaAs liegt sie im gesamten sichtbaren Spektralbereich bei etwa \(10^{-1}\). Bei Bestrahlung mit Röntgenstrahlung, durch die die Emission von Innerschalen-Elektronen ausgelöst wird, kann die Quantenausbeute auch größer als Eins sein, weil Sekundärprozesse wie z.B. der Auger-Effekt auftreten, die zusätzlich zur Emission von Elektronen (sogenannten Auger-Elektronen) beitragen.
Gold zeigt eine relativ hohe Quantenausbeute im Bereich \(40\; – 100\;{\rm nm}\) und wird daher zur Detektion von Vakuum-UV-Licht (\( \lambda < 180\;{\rm nm} \), dort beginnt molekularer Sauerstoff zu absorbieren, so dass alle Experimente im Vakuum durchgeführt werden müssen) verwendet. Im Vakuum-UV-Bereich absorbiert auch Quartz, so dass eine offene Photokathode verwendet wird, die in den evakuierten Versuchsaufbau integriert ist.
Vorrichtung zur Messung kleinster Lichtströme; wird verwendet, wenn der Lichtstrom zu schwach ist, um von einer Photozelle detektiert werden zu können. Es ist das empfindlichste Gerät und kann zur Detektion einzelner (!!) Photonen verwendet werden. Schreiber dieser Zeilen hat mit einem Photomultiplier die Emission von 5 Photonen pro Sekunde für Messzwecke genutzt.
Der Aufbau ist in der Abb. 11-3 gezeigt.
Funktionsweise:
Dynode, die eine etwas positivere Spannung \(V_1\) aufweist (z.B. \(V_1=-950\;{\rm V}\)), so dass die emittierten Elektronen eine Spannung von +50 V
sehenund dorthin beschleunigt werden. Die mit der erheblichen kinetischen Energie von 50 eV auftreffenden Photoelektronen lösen die Emission von Elektronen aus der Dynode aus (sogenannte Sekundärelektronen); der Verstärkungsfaktor liegt bei ca. 10.
Hierin ist \(\Pi\) das Zeichen für eine Produktsumme.
Sind die Verstärkungsfaktoren aller N Dynoden gleich \(f\), so ist \begin{equation} \label{eqSEVVerstaerkung1} F = f^N. \end{equation} worin \(N\) die Zahl der Dynoden ist.
Schließlich trifft der N-fach verstärkte Elektronenstrom auf die Anode. Diese ist über ein Kabel mit Masse (= 0 V) verbunden. Der Elektronenstrom Richtung Masse wird mit einem Amperemeter gemessen. Alternativ kann man auch hinter die Anode einen Messwiderstand zwischen Anode und Masse einbauen und den Spannungsabfall messen.
Die Vorrichtung wird auch als Sekundärelektronenvervielfacher (SEV) bezeichnet.
Eine entsprechende Beschaltung ist in der Abb. 11-4 dargestellt.
Zum Nachweis von nicht zu kleinen Lichtströmen (für die man nach wie vor einen Photomultiplier benötigt) haben Photodioden die klassische Photokathode weitgehend verdrängt. Sie haben, wenn Sie dere Vorlesung aufmerksam gefolgt sind, alle Vorkenntnisse, um die Funktionsweise einer Photodiode zu verstehen.
Wir hatten bereits früher (vgl. Abb. 6 der 8. Vorlesung) den Aufbau einer ladungsträgerfreien pn-Diffusionszone im Kontakt zwischen einem n-dotierten und einem p-dotierten Halbleiter erklärt. In diesem Bereich existiert eine Diffusionsspannung. Bestrahlt man eine Diode mit Licht, so kommt es unter Absorption von Energie zur Ausbildung von Elektron-Loch-Paaren. Innerhalb der p- und der n-Zone werden diese Elektron-Loch-Paare schnell rekombinieren und die Energie in Wärme umsetzen. Innerhalb des pn-Übergangs aber wird infolge der Diffusionsspannung das Elektron-Loch-Paar auseinandergezogen: das Elektron wandert in die n-Zone, das Defektelektron in die p-Zone. Es fließt ein Photostrom, den man zum Nachweis von Licht nutzen kann. Photodioden werden so gebaut, dass das Licht gut in den pn-Übergang eindringen kann. Photovoltaik-Elemente beruhen auf demselben Effekt.
Normalerweise wird die Photodiode so verschaltet wie in der Abb. 11-5a gezeigt.
Es handelt sich um planare Anordnung zum Nachweis von Strahlung (UV-Strahlung, Röntgenstrahlung) und Teilchen (Elektronen, Ionen). Typische Verwendung: Massenspektrometer.
Typische Kanalplatten sind in der Abbildung 6 dargestellt.
Kanalplatten bestehen aus einem modifizierten Bleiglaskörper, der eine Dicke von ca. 1 mm aufweist. Hält man ein MCP vertikal vor das Auge, so erscheint es durchsichtig; verkippt man es um nur wenige Grad, so wird es opak. Der Glaskörper ist nämlich von kleinen Kanälen durchsetzt, die einen Durchmesser von 10 \(\mu\)m aufweisen.
Daraus ergibt sich das L/D-Verhältnis (Länge zu Dicke); dieses Verhältnis weist eine Größe von ca. 100 auf. Der Abstand der Kanäle beträgt ca. 15 \(\mu\)m.
An MCPs wird eine Hochspannung von ca. 1000 V zwischen Vorder- und Rückseite angelegt.
Gelangt ein energiereiches Teilchen oder ein genügend energiereiches Photon auf die Frontseite eines MCP, so erfolgt eine Freisetzung von Elektronen innerhalb eines Kanals. Die Elektronen setzen weitere Elektronen frei, so dass in einem kaskadenhaften Prozess eine Elektronenwolke
rückseitig aus dem MCP austritt. Der Verstärkungsfaktor beträgt etwa 1000. Abb. 11-6b zeigt den physikalischen Vorgang.
Kanalplatten werden häufig in Sätzen aus 2–3 Platten verwendet; eine typische Konfiguration ist in der Abb. 11-7 gezeigt. Durch einen Satz aus 2 MCPs gelangt man zu einem Verstärkungsfaktor von ca. \(10^6\).
MCPs dürfen nur im Hochvakuum betrieben werden (typischer Arbeitsdruck: \(p \leq 10^{-6}\;{\rm mbar}\)). Bei Drücken \(\geq 10^{-4}\) mbar wird das Channelplate bei angelegter Hochspannung irreparabel zerstört und man ist 500 Euro ärmer.
Wie in einem MCP setzt bei einem Channeltron ein geladenes Teilchen Sekundärelektronen frei. Dies wird in der Abb.9 bezeigt.
Ein typischer CCD-Chip ist in der Abbildung 10 dargestellt.
Ähnlichkeiten mit photographischen Filmaufnahmen:
Unterschiede zum photographischen Film:
Ein CCD-Chip besteht aus den folgenden Komponenten (es ist natürlich mal wieder ein Halbleiter-Aufbau):
Wafer);
Gates.
Achtung es gibt KEINEN pn-Übergang!
Dieses ist in der Abb. 11-11 dargestellt.Pixels) eines CCD-Chips. Wenn Licht durch das transparente Gate in den Wafer gelangt (dotiertes Silizium), erfolgen Ladungstrennungsprozesse (Bildung von Elektronen und Defektelektronen). Durch die angelegte positive Spannung werden die Defektelektronen
vertrieben, so dass sich negative Ladung unter dem Gate anreichert. Dies geschieht bei fortwährender Beleuchtung so lange, bis so viel negative Ladung angereichert ist, dass die Defektelektronen den Bereich nicht mehr verlassen, weil er negativ aufgeladen ist.
Funktionsweise (siehe Abb. 11-12):
Pixels) eines CCD-Chips.
Umfüllender Ladungen wie in einer Eimerkette. Die Kopplung der Ladungszonen bei diesem Prozess führt zu dem Namen CCD=
charge coupled device.
Hinweise:
übergelaufen(die CCD ist dort bereits in der Sättigung). Sie können nicht einen Stern, der \(10^5\) mal heller ist als ein anderer, mit diesem zusammen aufnehmen und das wahre Helligkeitsverhältnis darstellen.
Quantum Efficiency) für eine vorderseitig belichtete CCD (
Frontside) und zwei rückseitig belichtete (
UVVARund
Std Ar)
Durch spontane Ladungstrennungsprozesse kommt es in einem CCD-Feld zu einer statistischen Ladungsanhäufung auch ohne Bestrahlung mit Licht. Ist diese größer als die durch Licht bewirkte Ladungsanhäufung, dann kann man die Ergebnis nicht gut oder auch gar nicht auswerten (es gibt einen Grenzwert für das Signal/Rausch-Verhältnis, unterhalb dessen eine quantitative Bestimmung nicht mehr möglich ist). Man ist daher bestrebt, die spontanen Prozesse möglichst zu unterdrücken. Dies geschieht vor allem durch Kühlen der CCD. In Spektrometern werden CCD-Felder oft durch Flüssig-Stickstoff gekühlt.
Die bisher besprochenen Monochromatoren (z.B. der Szerny-Turner-Monochromator) weisen einen Austrittsspalt auf, so dass nur Licht einer bestimmten Wellenlänge (genauer eines schmalen Wellenlängenbandes) des Monochromator verlassen kann. Wenn man das Absorptionsspektrum einer Substanz damit messen will, muss also Licht unterschiedlicher Wellenlängen nacheinander gemessen werden. Man wirft also während der gesamten Messung fast alles weg.
Wenn man aber in die austrittsseitige Abbildungsebene des Monochromators statt eines Spaltes eine CCD montiert, dann erscheint das spektral aufgelöste Licht je nach Wellenlänge an unterschiedlichen Positionen der CCD. Daher kann man auf diese Weise einen viel größeren Spektralbereich gleichzeitig messen. Ein Gerät, das zur Aufzeichnung eines ganzen Spektrums dient, bezeichnet man als Spektrograph. Der Spektrograph ist also ein modifizierter Monochromator mit einem ortsauflösenden Lichtdetektor in der Austrittsspaltebene.