\(a\) =
(A) \(\left(1,5 \pm 0,03\right)\;{\rm m^2}\)
(B) \(\left(2,25 \pm 0,0001\right)\;{\rm m^2}\)
(C) \(\left(2,25 \pm 0,03\right)\;{\rm m^2}\)
(D) \(\left(2,25 \pm 0,01\right)\;{\rm m^2}\)
Lösung:
(C) ist richtig.
\[a = x^2\]
\[\frac{{\rm d}a}{{\rm d}x} = 2x\]
\[{\rm d}a = 2x {\rm d}x\]
\[\Delta a = 2x \Delta x\]
\[\Delta a = 2 \cdot 1,5\;{\rm m} \cdot 0,01 {\rm m} = 0,03\;{\rm m^2}\]
\[ a = \left(2,25 \pm 0,03\right)\;{\rm m^2}\]
Q2-10 —Fehlerrechnung
Eine theoretische Zielgröße \(G\) werde durch Messungen im Labor bestimmt. Welche der nachfolgend genannten Aussagen sind zutreffend?
Lösung
(A) ist richtig, das ist ja in der Aufgabenstellung bereits enthalten.
(B) ist falsch; es müssen alle Fehler berücksichtigt werden. Nur wenn ein partieller Fehler sehr klein gegenüber den anderen Fehlern ist, kann er auch weggelassen werden. Sehr klein heißt hier: kleiner als 1%.
(C) und (D) sind richtig, beides ist Inhalt der Vorlesung.
Q2-11 — Fehlerbehaftete Größen
Wird ein elektrischer Widerstand \(R\) von einem Strom \(I\) durchflossen, so beträgt die Wärmeleistung an diesem Widerstand:
\[
P = I^2 \cdot R.
\]
Welcher der nachfolgend genannten Ausdrücke für den maximalen Fehler \(\Delta P_{\rm max}\) ist korrekt?
Lösung
\[\Delta P_{\rm max} = \frac{\pdiff P}{\pdiff I}\cdot \Delta I + \frac{\pdiff P}{\pdiff R} \cdot \Delta R.\]
\[ \frac{\pdiff P}{\pdiff I} = 2IR, \]
denn R ist als Konstante zu behandeln; und
\[ \frac{\pdiff P}{\pdiff R} = I^2, \]
denn \(I\) ist als Konstante zu behandeln; also ist
\[ \Delta P_{\rm max} = 2IR \cdot \Delta I + I^2 \cdot \Delta R = I \cdot \left(2R\Delta I + I \Delta R\right)\]
Also ist (B) richtig.
Q2-12 — Fehlerrechnung
Die kinetische Energie eines Körpers \(E_{\rm kin}\) ist bekanntlich gegeben zu
\[ E_{\rm kin} = \frac {m\cdot v^2}{2} \]
Wie groß ist die kinetische Energie, wenn \(m=\left(0,250 \pm 0,005\right)\;{\rm kg}\) und \(v = \left(5,50 \pm 0,02\right)\;{\rm m/s}\)? Es ist die kinetische Energie zusammen mit dem wahrscheinlichsten Fehler anzugeben.
Lösung
Berechnung der kinetischen Energie ohne Berücksichtigung des Fehlers:
\[ E_{\rm kin} = \frac {m\cdot v^2}{2} = 3,78125 \; {\rm \frac{kg \cdot m^2}{s^2}}\]
Berechnung des wahrscheinlichsten Fehlers:
\[\Delta E_{\rm kin} = \sqrt{\left(\frac{\pdiff E}{\pdiff m}\Delta m\right)^2 +\left(\frac{\pdiff E}{\pdiff v}\Delta v\right)^2} \]
\[\frac{\pdiff E}{\pdiff m} = \frac{v^2}{2} \]
\[\frac{\pdiff E}{\pdiff v} = mv \]
\[\Delta E_{\rm kin} = \sqrt{\left(\frac{v^2}{2}\Delta m\right)^2 +\left(mv\Delta v\right)^2} \]
\[ \frac{v^2}{2} = 15,125 \;{\rm \frac{m^2}{s^2}} \]
\[ \frac{v^2}{2} \cdot \Delta m = 0,0756 \;{\rm \frac{kg \cdot m^2}{s^2}} \]
\[ \left(\frac{v^2}{2} \cdot \Delta m\right)^2 = 0,005719 \;{\rm \frac{kg^2 \cdot m^4}{s^4}} \]
\[ m\cdot v = 1,375\;{\rm kg \cdot m/s} \]
\[ m\cdot v \cdot \Delta v= 0,0275\;{\rm kg \cdot \frac{m^2}{s^2}} \]
\[ \left(m\cdot v \cdot \Delta v\right)^2= 0,000756\;{\rm kg^2 \cdot \frac{m^4}{s^4}} \]
\[ \left(\frac{v^2}{2} \cdot \Delta m\right)^2 +\left(m\cdot v \cdot \Delta v\right)^2 = 0,006475 \;{\rm \frac{kg^2 \cdot m^4}{s^4}} \]
\[ \sqrt{\left(\frac{v^2}{2} \cdot \Delta m\right)^2 +\left(m\cdot v \cdot \Delta v\right)^2} = 0,0805 \;{\rm \frac{kg^2 \cdot m^4}{s^4}} \]
Der Fehler wird gerundet auf
\[\Delta E_{\rm kin} = 0,08 \; {\rm \frac{kg \cdot m^2}{s^2}} \]
Damit ergibt sich insgesamt:
\[ E_{\rm kin} = \left(3,78 \pm 0,08 \right) {\rm \frac{kg \cdot m^2}{s^2}} \]
Die Anzahl signifikanter Stellen bei der Angabe der kinetischen Energie ist durch die Größe des Fehlers festgelegt.
Q2-13 — Signifikante Stellen bei Angabe von Wert und Fehler
Bei der Auswertung von Messdaten ergibt sich für das Standardpotential \(E^0\) einer elektrochemischen Zelle zunächst:
\[ E^0 = \left(1,177235 \pm 0,03128\right)\;{\rm V}.\]
In welcher Weise müssen Wert und Fehler angegeben werden?
Lösung
Zunächst betrachten wir den Fehler. Dieser muss nach Vereinbarung "anderthalb-stellig" sein, es muss entsprechend gerundet werden (vgl. 3. Vorlesung Abb. 3).
Der Fehler \(\Delta E^0 = 0,03128\;{\rm V}\) wird also auf \(\Delta E^0 \approx 0,03\;{\rm V}\) ab gerundet.
Damit ist bereits die zweite Nachkommastelle des Wertes \(E^0 = 1,177235 \;{\rm V}\) fehlerbehaftet; weitere Stellen haben keinen Sinn.
Es muss auf die zweite Nachkommastelle gerundet werden. Daher ist Anwort (C) richtig.
Q2-14 —Der gute alte Rundkolben
Ein Rundkolben, den wir uns vereinfacht als Kugel vorstellen wollen, hat ein Füllvolumen von
\(V = \left(500 \pm 10\right)\;{\rm mL}\), wobei \({\rm mL}\) Milliliter bedeutet.
Wie groß ist der Radius \(r\) des Kolbens in der Einheit Millimeter und wie groß ist der Fehler des Radius \(\Delta r\)?
Hinweis: schlagen Sie nach, wie Volumen und Radius einer Kugel zusammenhängen!
Lösen Sie diese Gleichung nach dem Radius auf. Der Radius hängt nur von einer Messgröße ab, man benötigt also
keine partiellen Ableitungen, und der Unterschied zwischen dem maximalen Fehler und dem wahrscheinlichsten Fehler existiert nicht.
Lösung
\[ V = \frac{4 \pi \cdot r^3}{3} \]
Nach \(r\) auflösen:
\[ r = \sqrt[3]{\frac{3V}{4 \pi}} = \left(\frac{3V}{4 \pi}\right)^\frac{1}{3} = \left(\frac{3}{4 \pi}\right)^{\frac{1}{3}} \cdot V^{\frac{1}{3} }\]
Um den Fehler in \(r\) zu berechnen, müssen wir \(r\) nach \(v\) ableiten:
\[ \frac{\diff r}{\diff V} = \left(\frac{3}{4 \pi}\right)^{\frac{1}{3}} \cdot \frac{1}{3} \cdot V^{-\frac{2}{3}}\]
\[\Delta r = \frac{\diff r}{\diff V} \cdot \Delta V = \left(\frac{3}{4 \pi}\right)^{\frac{1}{3}} \cdot \frac{1}{3} \cdot V^{-\frac{2}{3}} \cdot \Delta V. \]
Jetzt setzen wir Zahlenwerte ein. Wir rechnen am besten in SI-Einheiten und rechnen am Ende in Millimeter um.
\[ 500\;{\rm mL} = 0,5\;{\rm L} = 5 \cdot 10^{-4}\;{\rm m^3}, \]
da \(1\;{L} = 10^{-3}\;{\rm m^3}\).
Damit ist \(r\) gegeben zu:
\[ r = \left(\frac{3}{4 \pi}\right)^{\frac{1}{3}} \cdot \left(5 \cdot 10^{-4}\;{\rm m^3} \right)^{\frac{1}{3} } = 0,049237251\;{\rm m} = 49,237251\;{\rm mm},\]
wobei wir erst später genauer runden.
Jetzt berechnen wir \(\Delta r\) mit \(\Delta V = 10\;{\rm mL} = 10 \cdot 10^{-6}\;{\rm m^{3}} = 10^{-5}\;{\rm m^{3}} \):
\[\Delta r = \left(\frac{3}{4 \pi}\right)^{\frac{1}{3}} \cdot \frac{1}{3} \cdot \left( 5\cdot 10^{-4} \; {\rm m^3} \right)^{-\frac{2}{3}} \cdot 10^{-5}\;{\rm m} = 3,28248 \cdot 10^{-4} \; {\rm m} = \mathbf {0,328248 \;\rm mm}. \]
Unser Resultat lautet also zunächst:
\[ r = \left(49,237251 \pm 0,328248\right)\;{\rm mm}. \]
Der Fehler muss gerundet werden; \(0,328248\) liegt näher an \(0,35\) als an \(0,3\), daher verwenden wir diesen Wert.
Die erste Nachkommastelle des Radius ist also fehlerbehaftet, daher runden wir auf diese erste Nachkommastelle und erhalten schließlich:
\[ r = \left(49,2 \pm 0,35\right)\;{\rm mm}. \]
Die richtige Antwort ist also Antwort (D).
(Wenn Sie mal die Probe machen und \(V\left(r + \Delta r \right)\) ausrechnen, kommen Sie auf \(510\;{\rm mL}\), wie zu erwarten.
Q2-15 —Fehlerraum
Welche der folgenden Aussagen treffen zu (Mehrfachauswahl)?
Lösung
(A) und (C) sind richtig und sind unmittelbar der Vorlesung entnommen. (B) ist falsch, der Fehlerraum kann auch 11-dimensional sein, wenn 11 Fehlerquellen vorliegen.
(D) ist falsch, weil es auf die physikalisch-chemischen Inhalte hier gar nicht ankommt.
Die Fehlerrechnung gilt allgemein.
Q2-16 —Relative Fehler
Welche der folgenden Aussagen treffen zu (Mehrfachauswahl)?
Lösung
(A) ist richtig, weil \(\delta G = \frac{\Delta G}{G}\)
(B) ist richtig, siehe Vorlesung.
(C) ist falsch, siehe (B).
(D) ist richtig, denn (siehe auch die 3. Vorlesung):
\[G = M^2;\]
\[ \Delta G = \frac{\diff G}{\diff M} \cdot \Delta M = 2M\cdot \Delta M ; \]
\[ \delta G = \frac{\Delta G}{G} = \frac{2M \Delta M}{M^2} = 2 \frac{ \Delta M}{M} = 2 \delta M \]
Q2-17 —Kreis und Kreisumfang
Der Radius \(r\) eines Kreises ändere sich um \(\Delta r = + 10\;{\rm cm}\). Welche der nachfolgend genannten Aussagen sind zutreffend?
Lösung
Für den Umfang \(U\) und den Radius \(r\) gilt:
\[ U = 2 \pi \cdot r;\]
\[ \frac{\diff U}{\diff r} = 2\cdot \pi. \]
\[ \diff U = 2 \pi \diff r \]
\[ \Delta U = 2 \pi \Delta r \]
(der Übergang von \(\diff\) auf \(\Delta\) ist hier nicht nur in Näherung, sondern streng richtig!)
\[ \Delta U = 2 \pi \cdot 10\;{\rm cm} \approx 62,83\;{\rm cm}. \]
(A) ist also richtig.
(B) ist falsch; die Änderung des Umfangs hängt offensichtlich nicht vom Radius ab.
(D) ist falsch, \(\Delta u\) und \(\Delta r\) sind einander proprotional.
Q2-18 —Relativer Fehler des Produktes zweier Größen
Der Impuls \(p\) eines Körpers ist (im unrelativistischen Grenzfall) definiert als \(p = m \cdot v\) mit der Masse \(m\) und der Geschwindigkeit \(v\) als Messgrößen. Welche der nachfolgend genannten Aussagen sind zutreffend?
Lösung
Nur (A) ist richtig; alle anderen Gleichungen sind verkehrt, vgl. Vorlesung. Hier die genaue Rechnung:
\[ p = m \cdot v \]
\[ \diff p = \frac{\pdiff p}{\pdiff v} \cdot \diff v + \frac{\pdiff p}{\pdiff m} \cdot \diff m \]
\[ \Delta p_{\rm max} = \frac{\pdiff p}{\pdiff v} \cdot \Delta v + \frac{\pdiff p}{\pdiff m} \cdot \Delta m \]
\[ \Delta p_{\rm max} = m \cdot \Delta v + v \cdot \Delta m \]
\[\delta p_{\rm max} = \frac{ \Delta p_{\rm max}}{p} = \frac{v \cdot \Delta m}{v \cdot m} + \frac{m \cdot \Delta v}{m \cdot v} = \delta m + \delta v. \]
Q2-19 — Brechungsindex
Dringt Licht einer gegebenen Wellenlänge aus dem Vakuum unter dem Winkel \(\alpha_{V}\) zum Lot in ein transparentes Medium ein, so ändert sich der Winkel zum Lot auf einen Wert \(\alpha\) (siehe Abbildung).
Dieses Phänomen wird als Brechung des Lichtes bezeichnet.
Das Verhältnis der beiden Winkel wird als Brechungsindex \(n_{0}\) bezeichnet:
\[
\frac{\sin \alpha_{V}}{\sin \alpha} = n_0.
\]
Wie groß ist der Brechungsindex \(n_{0}\) des Mediums einschließlich des wahrscheinlichsten Fehlers \(\Delta n_{0}\), wenn \(\alpha_{V} = \left(30 \pm 1\right)^{\circ}\) und
\(\alpha = \left(21 \pm 1\right)^{\circ}\)?
Hinweis: Rechnen Sie zunächst alle Winkel in \({\rm rad}\) um!
Lösung
(C) ist richtig.
\begin{align*}
n_0 &= \frac{\sin \alpha_{V}}{\sin \alpha} = \frac{\sin 30^{\circ}}{\sin 21^{\circ}} \approx 1,39521(\ldots)\\
\diff n_0 &= \left(\frac{\pdiff n_0}{\pdiff \alpha_V}\right)_{\alpha} \cdot \diff{\alpha_V} + \left(\frac{\pdiff n_0}{\pdiff \alpha}\right)_{\alpha_V} \cdot \diff{\alpha}\\
\Delta {n_0}_{\rm max} &= \left(\frac{\pdiff n_0}{\pdiff \alpha_V}\right)_{\alpha} \cdot \Delta {\alpha_V} + \left(\frac{\pdiff n_0}{\pdiff \alpha}\right)_{\alpha_V} \cdot \Delta {\alpha}\\
\Delta n_0 &= \sqrt{\left(\left(\frac{\pdiff n_0}{\pdiff \alpha_V}\right)_{\alpha} \cdot \Delta {\alpha_V}\right)^{2} + \left(\left(\frac{\pdiff n_0}{\pdiff \alpha}\right)_{\alpha_V} \cdot \Delta{\alpha}\right)^{2}}\\
\left(\frac{\pdiff n_0}{\pdiff \alpha_V}\right)_{\alpha} &= \frac{\cos \alpha_V}{\sin \alpha} \approx 2,41658\\
\left(\frac{\pdiff n_0}{\pdiff \alpha}\right)_{\alpha_{V}} &= - \frac{\cos \alpha \cdot \sin \alpha_{V} }{(\sin \alpha)^2} \approx - 3,6351\\
\end{align*}
Die Winkel
fehler \(\Delta \alpha_V\) und \(\Delta \alpha\)
müssen unbedingt in Radian eingegeben werden, sonst funktioniert die Rechnung nicht.
\[1^{\circ} = \frac{\pi}{180} \approx 0,017453\]
\[\sqrt{(2,41658 \cdot 0,017453)^2 + (3,6351 \cdot 0,017453)^{2}} \approx 0,07618\]
Die nächstgelegene Fehlermarke ist \(0,075\), denn \(0,08\) und \(0,07\) sind zu weit weg; dies ist also der wahrscheinlichste Fehler.
Aus dem Fehler ergibt sich, dass die zweite Nachkommastelle von \(n_0\) diejenige Stelle ist, auf die gerundet werden muss, also auf \(1,40\).
Damit ergibt sich:
\[
n_0 = 1,40 \pm 0,075.
\]